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Alex Rickert: Schreibzentrum PHZH

Beschreiben Sie in 4-5 Sätzen Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit und was Sie daran besonders schätzen.
Meine Aufgaben umfassen Schreibberatung, Lehre, Weiterbildung und Mentoring. Am Schreibzentrum berate ich Studierende und Mitarbeitende beim Schreiben, erteile Workshops, veranstalte literarische Schreibevents, schreibe und redigiere Texte und bilde SchreibtutorInnen aus. 
Ausserdem bin ich in der Lehre und in der Weiterbildung tätig. Ich unterrichte Seminare in Deutsch und Deutschdidaktik für angehende SekundarschullehrerInnen. Als Mentor begleite ich zudem eine Studierendengruppe in der berufspraktischen Ausbildung. Weiterbildungen gebe ich an Sekundarschulen zum Thema Schreibförderung. Unser Team nimmt auch regelmässig an internationalen Konferenzen teil.

Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen?
Das war ein kurvenreicher Umweg. Nach einer KV-Lehre arbeitete ich ein paar Jahre lang als Büromensch in Genfer und Zürcher Banken. Ich hatte Mühe mit der Vorstellung, diesen Beruf bis zur Pensionierung auszuüben. Also entschied ich mich, Sekundarschullehrer zu werden. Während der Ausbildung an der PH erwachte in mir das Interesse an Sprache und Literatur und ich hatte danach noch nicht genug vom Studieren. Nach der Seklehrerausbildung unterrichtete ich an der Sekundarschule und an der Berufsschule und studierte nebenbei Germanistik. Zur selben Zeit hatte ich auch einen Fuss in die PHZH hineinbekommen und mit der Zeit erweiterten sich die Aufgaben.

Welche Fächerkombination haben Sie an welcher Uni studiert?
Germanistik (Masterarbeit in Linguistik), Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft an der Uni Zürich.

Was hat Sie zu einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften bewogen?
Ich war ein Spätzünder. Erst in meinen Zwanzigern habe ich begonnen, mich für Literatur und fürs Schreiben zu interessieren. Ich wollte dann unbedingt Germanistik studieren, um mehr darüber zu erfahren, was es mit diesen Büchern alles auf sich hatte. Während des Studiums richtete sich mein Fokus immer stärker auf die Sprachwissenschaft. Ich lernte die Linguistik als Instrument kennen, um Sprache und Interaktion zwischen Menschen besser zu verstehen. Ich schrieb die Masterarbeit deshalb im Bereich Linguistik. Mein Interesse am Fach hat seither kein bisschen abgenommen.

Was ist das Wichtigste, das Sie aus Ihrem Studium für Ihre berufliche Tätigkeit mitgenommen haben?
Ich kann einiges an Fachwissen aus dem Studium für meine Tätigkeit in der Lehre und der Beratung verwenden und weiter vertiefen. Zentraler als das Wissen ist aber etwas anderes: Die Erkenntnis, dass man sich lange auf eine Sache konzentrieren kann und man daraus Freude schöpft. Das möchte ich auch den Studierenden weitergeben.

Welche Tipps geben Sie angehenden Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaft mit auf den Weg?
Selektioniere! Wähle aus, was dir gefällt, und hänge dich da voll rein. Für alles andere: Mut zur Lücke. Und wichtig: Scheitern ist erlaubt. 
Für die Berufswahl: Neben einem Brotjob empfehle ich, das eine oder andere Praktikum zu machen in Branchen und Berufen, die einen interessieren. Weniger fürs CV, als viel mehr für den inneren Kompass. Volontariate als Lektor in einem Verlag und als Redaktor bei einem Magazin haben mir gezeigt, wie meine Zukunft möglicherweise aussehen könnte. Und dort habe ich auch gemerkt: Wer Germanistik studiert, schreibt nicht automatisch besser, kann aber besser über Geschriebenes und Gesagtes nachdenken.

Weitere Bemerkungen zu Ihrem Studium, Ihrem Beruf?
Vor allem während des Semesters geht es oft hoch zu und her. Unterricht, Beratung und Projekte laufen parallel. Man darf deshalb nicht davor zurückschrecken, vom eigenen Umfeld als Workaholic bezeichnet zu werden.

August 2016

Alex Rickert ist Leiter und Dozent am Schreibzentrum der Pädagogischen Hochschule Zürich. Er hat an der Universität Zürich Germanistik, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft studiert.