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Beat Suter: Dozent für Game Design an der ZHdK

Beschreiben Sie Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit und was Sie daran besonders schätzen.
Ich arbeite als Dozent für Game Design an der Hochschule der Künste Zürich (ZHDK). Meine Aufgaben sind vielfältig und umfassen Vorlesungen, Seminarien sowie viel Projektarbeit und Mentoring von BA- und MA-Abschlussprojekten. Meine Themenfelder sind Gamemechanik, Game Writing (Konzepte), interaktives Storytelling für Videogames, anthropologische Spieltheorien und Spielgeschichte von digitalen und von analogen Spielen. Einen hohen Stellenwert in meiner Arbeit nimmt die konkrete Anwendung der Gamemechanik, der Ideenfindungsprozess für neue Spielprojekte sowie das Erarbeiten von geeigneten Konzepten für diese Projekte ein. Der Studiengang Game Design besteht als Unikum seit 10 Jahren. Games entwickeln sich mit den neuen Technologien rasant. Die Herausforderung, immer wieder Neues zu lernen, kritisch zu hinterfragen und mit Experimenten zu begleiten, schätze ich sehr. Forschung gehört ebenfalls dazu: Im Gamelab der ZHDK, das sich einerseits mit dem Aufbau eines Archivs von alten Videospielen und –geräten beschäftigt und Anlässe wie das internationale gameZfestival organisiert, andererseits sich aber experimentell den neuesten und zukünftigen Entwicklungen widmet.

Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen?
Ich habe in der Literaturwissenschaft zum Thema elektronische Literatur (Hyperfiction) promoviert. Gleichzeitig war ich als Verleger und Autor von Sachbüchern zum Thema Internet tätig. Dazu kam die Beschäftigung als Projektmanager für eine Kommunikations- und Internetagentur. Nach der Promotion baute ich eine Publikationsreihe für elektronische Literatur auf, deren Produkte schon recht nahe an Spiele heranreichten und arbeitete weiter im Bereiche Webpublishing. Und schliesslich kreierten wir mit der Kunstgruppe AND-OR sogenannte New Media Art, die immer stärker in Richtung Game Art und Artgames, also künstlerische und experimentelle Auseinandersetzung mit Games, vorstiessen. Diese Arbeiten im Bereiche Technologie, Narration und Projektmanagement schufen den Boden für die Beschäftigung mit Game Design. Den Studiengang Game Design an der ZHDK, der 2004 gegründet wurde, konnte ich von Anfang an mitaufbauen.

Welche Fächerkombination haben Sie an welcher Uni studiert?
Im Hauptfach hatte ich stets Germanistik studiert. Nebenfächer bis zum Lizentiat waren Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Zürich. Auslandsemester in den USA mit Fokus auf Linguistik und Creative Writing. Zeitweise hatte ich meinen Schwerpunkt nicht mehr in der Germanistik, sondern in der Kunstgeschichte, insbesondere in der neuesten Kunst-, Design- und Architekturgeschichte. Nach mehreren Jahren als Redaktor bei verschiedenen Schweizer Medien kam ich zurück an die Universität Zürich, um mich in der neueren deutschen Literaturwissenschaft mit dem Gegenwartsthema der elektronischen Literatur zu beschäftigen. Anders als die meisten Promovierenden hatte ich nie eine Assistenz an der Universität inne, sondern arbeitete weiterhin in der Privatindustrie. Dies hatte sich auch nach Abschluss der Promotion nicht geändert. Hinzu kamen allerdings zahlreiche Einladungen und Teilnahmen an Konferenzen und wissenschaftlichen Publikationen.

Was hat Sie zu einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften bewogen?
Es war eine natürliche Wahl. Lesen und Schreiben waren meine Lieblingsbeschäftigungen, so war es naheliegend, ein fundiertes Wissen in den Sprach- und Literaturwissenschaften zu erlangen. Ich hätte es allerdings vorgezogen, eine kreative Ausbildung fürs Schreiben zu besuchen. Diese existierte nicht. So habe ich einige Creative Writing Kurse in den USA besucht, mich selbst weiter gebildet und das Schreiben zum Beruf gemacht. Heute fliessen die Creative Writing Erfahrungen in die kreativen Ideenfindungsprozesse und Konzeptualisierungen sowie ins Storytelling für Games ein.

Was ist das Wichtigste, das Sie aus Ihrem Studium für Ihre berufliche Tätigkeit mitgenommen haben?
In einem Studium wie Germanistik ist man in erster Linie für sich selbst verantwortlich. Das heisst, auch wenn man teilweise in kleineren Teams zusammenarbeitet, ist man im Hinblick auf die Zukunft doch stets auf sich alleine gestellt. Deshalb ist es wichtig, zielgerichtet vorzugehen, um eine Beschäftigung in einem gewünschten Bereich finden zu können, bzw. sich die Türen zu öffnen. Danach ist es wichtig, flexibel zu bleiben und sich zu engagieren und nicht das Gefühl zu haben, dass man nun für alle Zeiten ausgelernt habe.

Welche Tipps geben Sie angehenden Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaft mit auf den Weg?
Sich relativ bald überlegen, welche Jobprofile für einen in Frage kommen und danach sein Studium zu einem bestimmten Grad darauf ausrichten, die nötigen Skills zu erwerben. Allerdings scheint es mir noch viel wichtiger, nicht einfach nichts zu tun neben dem Studium, sondern gezielt versuchen mit Leuten zu sprechen und kleinere Anstellungen in den Bereichen zu erhalten, in denen man später arbeiten möchte. So ergeben sich einerseits neue (positive oder negative) Erkenntnisse zu den Arbeitsbereichen, andererseits legt man so die Basis für ein eigenes Netzwerk, das später ungeahnte Wichtigkeit erhält.

Oktober 2014

Beat Suter ist Dozent für Game Design an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Er hat an der Universität Zürich Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert.