Übersicht
Fachportal der Sprach- und Literaturwissenschaften in der Schweiz

Vinzenz Rast: Dozent für Kommunikation Deutsch, Schreib- und Kommunikationstrainer

1. Beschreiben Sie in 4-5 Sätzen Ihre aktuelle(n) berufliche(n) Tätigkeit(en) und was Sie daran besonders schätzen.
Seit 2001 unterrichte ich am Departement Wirtschaft der Hochschule Luzern (Fachhochschule Zentralschweiz) in verschiedenen Modulen im Bereich „Kommunikationskompetenz“. 1997 habe ich meine eigene Firma – Büro für Sprache GmbH – gegründet und bin immer noch für sie als Trainer in Schreib- und Kommunikationsseminaren tätig: Ich darf also berufshalber über die Sprache nachdenken, ihren Gebrauch beobachten, über ihre Haupt- und Nebenwirkungen staunen und das nicht alleine, sondern zusammen mit Studierenden oder mit Leuten in der beruflichen Praxis. Und manchmal meine ich, mit meinem Unterricht oder in Beratungen sogar etwas bewirken zu können.

2. Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Beruf gekommen?
Im Nachhinein könnte ich mir eine Laufbahn zurechtlegen; das wäre aber geschummelt. Tatsächlich hat sich das eine aus dem anderen ergeben.
Während des Studiums habe ich arbeiten müssen, u.a. als Kassierer in der Migros, als Hilfsarbeiter auf archäologischen Grabungen, als Aushilfslehrer am Gymnasium, am Abendtechnikum, in höheren Fachschulen. Bei der Bundesverwaltung in Bern habe ich dann die Entwicklung von Schreibseminaren begleiten können, die auf grossen Anklang gestossen sind. So habe ich die Studienzeit beenden können – mit einer festen Anstellung bei der eigenen Firma. Deren Gründung war aber im Wesentlichen ein Verwaltungsakt, um mir eine gewisse soziale Sicherheit aufbauen zu können (AHV, Pensionskasse, Krankentaggeld etc.). Als Firma bin ich dann an viele weitere Aufträge gelangt. Auf die Teilzeitstelle an der Hochschule Luzern habe ich mich beworben auf Empfehlung von Freundinnen und Freunden: Ich bin davon überzeugt gewesen, die Stelle nicht zu bekommen bei all der akademischen Konkurrenz. Geklappt hat es genau deshalb, weil ich bereits viel Praxiserfahrung habe sammeln können. Ursprünglich waren es nur 20 %, nun sind es fast 100 % geworden. Aber meine eigene Firma will ich nicht loslassen, um weiterhin an der Praxis dranzubleiben.

3. Welche Fächerkombination haben Sie an welcher Uni studiert?
Neuere deutsche Literatur, Deutsche Sprachwissenschaft, Philosophie und Politologie an der Universität Bern (mit einem kurzen Ausflug an die Universität Zürich).

4. Was hat Sie zu einem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften bewogen?
Schon während der Vorbereitungen für die Matura mit mathematisch-technischem Schwerpunkt (Typus C) habe ich zu lesen begonnen – und nicht mehr aufhören wollen. Meine Deutschnoten waren schlecht, meinen Deutschlehrer mochte ich gar nicht. Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich ihm insgeheim etwas habe beweisen wollen. Heute weiss ich: Ich habe das Richtige gewählt, aber mit Zahlen hätte ich auch viel anfangen können.

5. Was ist das Wichtigste, das Sie aus Ihrem Studium für Ihre berufliche Tätigkeit mitgenommen haben?
Genau lesen, in Frage stellen, reflektieren. Immer und immer wieder. – Ich muss ständig auf der Hut sein, diese Haltung nicht zu verraten, wenn es pressiert, wenn die schnelle Lösung gefragt ist, wenns nichts kosten darf.

6. Welche Tipps geben Sie angehenden Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaft mit auf den Weg?
Das Studium der Sprach- und Literaturwissenschaft ist keine Berufsausbildung, keine Arbeitgeberin wartet auf einen, wenn es nicht gerade eine Anstellung in der Lehre sein soll. Im Studium kann man aber die Fähigkeit des genauen und langsamen Denkens erwerben. Diese Fähigkeit ist an ganz vielen Arbeitsplätzen gefragt. Zusätzlich braucht es Neugier, Offenheit und Mut, sich auch ausserhalb des eigenen Kernfachs umzusehen, idealerweise schon während des Studiums. Plötzlich ergeben sich Möglichkeiten, an die man gar nicht gedacht hat.

August 2019

Vinzenz Rast unterrichtet am Departement Wirtschaft an der Hochschule Luzern im Bereich „Kommunikationskompetenz“, ist Inhaber und Geschäftsführer des Büros für Sprache und in diesem Unternehmen als Trainer in Schreib- und Kommunikationsseminaren tätig. Er hat an der Universität Bern Neuere Deutsche Literatur, Deutsche Sprachwissenschaft, Philosophie und Politologie studiert.